Das Sammelgebiet Slowakei – aus mineralogischer und touristischer Sicht

Ostslowakei

“Der Bergbau im Gebiet der heutigen Slowakei besaß Jahrhunderte lang in der Gold-, Silber-, Kupfer- und Eisenproduktion, in der Erzeugung anderer Metalle, sowie auf Grund seines Beitrages zur Entwicklung der Technik und der Technologie im Gruben-, Aufbereitungs- und Hüttenwesen eine außerordentlich große Bedeutung. Die Berg- und Hüttenproduktion, das Münzwesen, die Kupfer- und Eisenfabrikation waren hauptsächlich in zwei Regionen konzentriert. Die erste war das mittelslowakische Bergbaugebiet, wo die freien königlichen Bergstädte Banska Stiavnica (Schemnitz), Kremnica (Kremnitz), Banska Bystrica (Neusohl), Nova Bana (Königsberg). Pukanec (Bugganz), Banska Bela (Dilln) und Lubietova (Libethen) zusammen mit zahlreichen anderen Bergbauorten lagen. Für diese Städte wurde in der Vergangenheit die Bezeichnung “Niederungarische Bergstädte" verwendet. Im ostslowakischen Bergbaugebiet befanden sich Gelnica (Göllnitz), Smolnik (Schmöllnitz). Spisska Nova Ves (Zipser Neudorf) und zahlreiche kleinere Bergstädte und Bergstädtchen. Man bezeichnete sie als “Oberungarische Bergstädte". Obwohl in allen diesen Bergorten polymetallische Erze gefördert wurden, gab es jedoch im Kremnitzer Bergbaurevier überwiegend Gold, im Schemnitzer Silber, im Neusohler, Schmöllnitzer, Göllnitzer und Zipser-Neudorfer Bergbaurevier Kupfer, in der Gömörer Gespanschaft Eisen. Jedes dieser Bergbaureviere besaß sein Spezifikum, das nicht nur für den Wissenschaftler und den Fachmann verlockend war, sondern auch das Interesse des Kaisers, und anderer Mitglieder der Herrscherfamilie erregte. Im zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts ist Schemnitz sogar nach internationalem Maßstab zum bedeutsamsten Bergbauzentrum der Welt geworden, und zwar nicht nur infolge der hohen Silber- und Goldproduktion, sondern ebenso durch die außerordentlich hochentwickelte und in mancher Hinsicht einzige Bergbautechnik.” (Das goldene Bergbuch)
Unterstrichen wird die Bedeutung von Schemnitz durch die Tatsache, dass 1762 die erste Technische Bergbauschule der Welt dort entstand. Später gründete Kaiserin Maria-Theresia dort die weltbekannte Bergakademie.

Auf dem Weg in die Ostslowakei sollte man eine bestimmte Strecke wählen, um weitere Fundorte aufzusuchen. Diese Fundorte sind natürlich auch von einem gewählten Standquartier in der Ostslowakei aus zu erreichen. Als Standort und Ausgangspunkt für die unterschiedlichen Exkursionen eignen sich die drei Städte Roznava, Kosice und Presov gleichermaßen.

1. Exkursion

Banska Bystrica - Zvolen - Podrecany - Vidina - Kalinovo - Breznicka - Poltar – Kokava n. Rimavicou - Klenovec (alter Steinbruch)

Folgende Mineralien sollten in Podrecany (Bergwerk) zu finden sein: u.a. Aragonit und Magnesit.
Im Steinbruch bei Klenovec sind zu finden: u.a. Chlorit, Rhipidolith, Quarz, Rauchquarz, Bergkristall, Adular, Calcit, Pyrit und Albit.



Bei Podrecany sind ab 1956 bis 1990 Magnesit - Vorkommen erst im Tagebau, später untertägig abgebaut worden. Genauere Angaben zu Fundorten sind zurzeit nicht möglich. (Im Steinbruch bei Podrecany gibt es ein Bergwerk, das allerdings gesprengt wurde. In der Gegend wurde neben Magnesit auch Chromid aus Albanien verarbeitet.) Die Fahrt geht entsprechend der Routenangabe nach Klenovec weiter.
Zwei Kilometer außerhalb des Ortes auf der linken Seite befindet sich der Steinbruch.

2. Exkursion

Klenovec - Hnusta (im Ortsteil Pila: ein altes Bergwerk (Samo) und ein alter Steinbruch) - Mutnik - Klenovec

Folgende Mineralien sollten in Hnusta zu finden sein: u.a. Rauchquarz, Talk und Magnesit.
Im Ortsteil Hnusta - Mutnik wird Talk gefördert. Auf den benachbarten Halden sind gute Stufen verschiedenster Mineralien zu finden, u.a. Talk, Pyrit und Chalkopyrit.

Zu erreichen ist Mutnik von Lucenec aus über die R 595 über Kalinovo, Poltar und Klenovec.

3. Exkursion

Roznava - Betliar - Dobsina (Steinbruch) - Roznava (Museum) - Krasnohorske Podhradie (Burg Krasna Horka) - Uhorna - Smolnik - Smolnicka Huta - Roznava

Folgende Mineralien sollten im Steinbruch bei Dobsina zu finden sein: u.a. Chrysotil und Aragonit.
In Smolnicka Huta sind zu finden: u.a. Dolomit, Pyrit, Copiapit, Slavikit.



Roznava (im 13.Jahrhundert als Bergbaugemeinde gegründet), ist eine interessante Stadt mit allen Kennzeichen der Moderne, aber mit einer reichen Geschichte. Dominiert wird das Stadtzentrum durch den im Jahre 1750 gebauten Renaissancewachturm. Auf der nördlichen Seite befindet sich der Bischofspalast und die Kathedrale. Zu den Wahrzeichen der Stadt gehören außerdem die ehemalige Franziskanerkirche, das Kloster und die evangelische Kirche. Beachtenswert ist das Bergbaumuseum mit Ausstellungen aus dem Bereich der Geologie, Naturkunde, Bergbaukunde und Metallurgie.
Roznava gehört wie die Bergbaustädte in der Mittelslowakei zu den ältesten Bergstädten des Landes. Über Jahrhunderte wurde hier neben Gold, Silber und Kupfer auch Antimon und Quecksilber abgebaut. Ab dem 16. Jahrhundert etwa überwog der Eisenabbau. In dem Gebiet um Cucma, nordöstlich von Roznava, treten zusammen mit Siderit Antimonvererzungen auf, die bis zum Ende des 20.Jahrhunderts abgebaut wurden.


Das Schloß Betliar

Die Straße nach Dobsina führt durch Betliar, ein kleines Dorf, das durch das Schloss Betliar, den Sitz der Familie Andrassy, bekannt ist. Das Schloss wurde im 18.Jahrhundert auf älteren Fundamenten aufgebaut und ist seitdem im Wesentlichen unverändert geblieben. Die Familie Andrassy hat in der Geschichte der k.u.k. Monarchie und Ungarns eine nicht unwesentliche Bedeutung. So waren Mitglieder der Familie nicht nur politisch tätig als Diplomaten, Außenminister und Ministerpräsidenten, sondern sie spielten auch eine bedeutende Rolle zu Beginn des Freiheitskampfes der Ungarn gegen die Habsburger Herrschaft. Gyula Andrassy wird später ein besonderes Verhältnis zur Kaiserin Elisabeth nachgesagt. 1985 wurde das Schloss zum nationalen Kulturdenkmal erklärt.

Fährt man die Straße weiter nach Norden, kommt man nach ca. 20 km nach Dobsina. Ein Besuch des dortigen Steinbruchs nördlich der Ortsmitte sollte sich wegen der schönen Funde von Chrysotil und Antigorit lohnen.

Etwas außerhalb Roznavas (8 km östlich) liegt die Burg Krasna Horka, ein weiteres nationales Kulturdenkmal.


Blick auf die Burg Krasna Horka
Die gotische Burg aus dem Anfang des 14.Jahrhunderts erhebt sich auf dem Gipfel eines konisch geformten steilen Berges. Sie wurde später in eine Festung umgebaut und war noch später eine Adelsresidenz. Bis ins Jahr 1812 war Krasna Horka ständig bewohnt. Der letzte Bewohner, D. Andrássy, richtete hier ein Museum ein, das für die Öffentlichkeit bis 1906 zugänglich war. Eine Rekonstruktion erfolgte 1946. D. Andrássy führte seinen Plan durch, für seine Frau in der Umgebung des Dorfes Krásnohorské Podhradie ein Mausoleum zu errichten, unter Verarbeitung von farbigem Marmor aus allen Teilen der Welt. Hier sind die Sarkophage von D. Andrássy und seiner Frau Frantiska aufgestellt. Etwa 15 Kilometer nordöstlich von Roznava liegt der Ort Smolnicka Huta. Er liegt im Tal des Flusses Smolník in den nordöstlichen Ausläufern des slowakischen Erzgebirges, etwa 22 km von Gelnica und schließt sich nordöstlich an den Ort Smolník an. Als Teil von Schmöllnitz (Smolník) wurde der Ort schon 1681 erwähnt, wurde aber erst 1828 als Bergstadt selbstständig. Sie entwickelte sich zu einer Verarbeitungsstätte der hier und in der Umgebung abgebauten Erze, vor allem für Kupfer, Quecksilber, Blei, Silber und Eisen. 1863 wurde ein Hochofen erbaut; dieser ist heute noch als Ruine zu besichtigen. Der Bergbau begann wohl schon im 11.Jahrhundert mit dem Abbau von Kupfer, Silber und angeblich Gold. Im 13.Jahrhundert erhielt Smolnik die Rechte einer Bergstadt und das Recht, eine eigene Münze zu prägen. Nach einer wechselvollen Geschichte waren die Gruben ab 1860 auflässig. Dann begann das Interesse an dem Pyrit für die Erzeugung von Schwefelsäure zu wachsen, und so waren die Gruben noch bis Ende der 1980er Jahre aktiv. Im Jahre 1990 wurde die Förderung wegen zu niedriger Cu- und S-Gehalte eingestellt. Bedeutende Vorräte an Cu-Pyrit-Erzen sind jedoch in der Tiefe noch vorhanden, sind aber zurzeit aus ökonomischen Gründen nicht förderwürdig.

4. Exkursion

Kosice – Steinbruch Vechec – Kosice

Fundmöglichkeiten im Steinbruch: u.a. Tridymit, Cristobalit, Chabasit.



Östlich Roznava liegt Kosice, das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum der Ostslowakei. Kosice (Kaschau) liegt im Osten der Slowakei am Fluß Hornad, nahe der Grenze zu Polen, zur Ukraine und zu Ungarn, und ist mit ca. 240.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt des Landes. Bedingt durch die strategisch bedeutsame Lage wurde Kosice in der Geschichte oftmals von verschiedenen Heeren belagert und erobert, was auch im Stadtbild Spuren hinterlassen hat. Die heutige wirtschaftliche Bedeutung, insbesondere durch das moderne Stahl- und Walzwerk, wird durch die Lage als Verkehrsknotenpunkt zwischen Italien, Österreich, der Ukraine und Russland verstärkt.
Lohnend ist ein Besuch des aktiven Steinbruchs Vechec. Man nimmt die R 50 nach Osten bis zur Abzweigung 576 nach Vechec. Der Steinbruch liegt auf der rechten Seite.

5. Exkursion

Presov – Zlata Bana - Dubnik - Presov

Fundmöglichkeiten in Dubnik: u.a. Edelopal.



Presov (Preschau) ist die zweitgrößte Stadt der Ostslowakei und liegt an den nordöstlichen Ausläufern des Sarisk vrchovina (Scharoscher Bergland), dem nördlichen Rand des Kosicka kotlina (Kaschauer Talbecken) und dem Zusammenfluss von zwei Flüssen, Torysa und Sekcov. Die Einwohnerzahl beträgt zirka 95.000. Presov ist Kreisstadt, Sitz einer Universität und seit dem 30. Januar 2008 Zentrum der griechisch-katholischen Kirche in der Slowakei. Seit dem 13.Jahrhundert wurde Presov von drei verschiedenen Nationalitäten, den Slowaken, Ungarn und Deutschen bewohnt, welche im Verlauf der Jahrhunderte immer wieder unterschiedlich starken Einfluss auf die Geschicke der Stadt hatten. Der Abbau und die Gewinnung von Salz, der Handel mit Textilien und landwirtschaftlichen Erzeugnissen trug zu ihrem Reichtum bei, wobei vor allem der Handel mit Wein ertragreich war.

Dubnik gilt als eine weltberühmte Fundstelle von Edelopalen. In mehreren Grubenrevieren in der Umgebung wurde seit römischer Zeit nach Edelopal geschürft. Urkundlich belegt ist der Abbau durch Kaiser Rudolf II. aus dem Jahr 1597. Zunächst suchte man an der Oberfläche und legte später unter Maria Theresia Gruben an. Der durch die australischen Opale herbeigeführte Preisverfall brachte 1922 die Einstellung des Abbaus. Man erreicht die Fundstelle über die Straße von Presov in Richtung Zlata Bana und weiter nach Cervenica ca. 16 km südöstlich Presov. Die Halden der Zinnobergrube „J.Slavik“ befinden sich gleich nach der Abzweigung nach Zamutov. Etwas weiter unterhalb der Straße ist das Stollenmundloch des Josef-Stollens gelegen. Die zahlreichen Halden sind meist mit Bäumen und Strauchwerk bewachsen Ein Besuch dieser Fundstellen ist prinzipiell problemlos. Der Ort Dubnik ist eine kleine Siedlung, von der heute wohl kaum noch ein Haus steht. Allerdings sollte man wissen, dass in der Gegend viele Roma leben, die in der Slowakei und im benachbarten Ungarn zu einer nationalen Minderheit gehören.

6. Exkursion

Presov – Steinbruch Maglovec – Presov

Fundmöglichkeiten im Steinbruch: u.a. Chabasit, Danburit, Andradit, Grossular, Palygorskit.



Von Presov aus fährt man die R 4 nach Osten in Richtung Vranov nad Toplou. Im Dorf Nizna Sebastova biegt man nach rechts nach Vysna Sebastova und Podhradik ab. Auf der Höhe des erstgenannten Ortes sieht man linkerhand den großen Steinbruch liegen.